TV Spaichingen gewinnt die Oberliga – Relegationswettkampf noch ungewiss
Spaichingen – Sie haben es zum sechsten Mal in Folge geschafft und schreiben weiter Vereinsgeschichte: Die Turnerinnen des TV Spaichingen können sich den nächsten Meistertitel auf die Fahne schreiben. Mit einer starken und souveränen Vorstellung vor den Augen ihrer Fans gewannen sie am Samstag auch den dritten und damit letzten Wettkampf der Saison in der Oberliga. Ob sie allerdings am Aufstiegsturnier in die Regionalliga teilnehmen, hängt von verschiedenen Faktoren ab.
Sie sind einfach nicht zu schlagen. Angefangen von der Kreisliga B setzten sich die Turnerinnen des TV Spaichingen Jahr für Jahr in der jeweils nächsthöheren Liga durch und sind nach fünf Aufstiegen in Serie in der Oberliga angekommen. Und auch dort überzeugten sie in den drei Ligawettkämpfen die Kampfrichter mit ihren Choreographien und Elementen an den vier Geräten. Beim Ligafinale in der eigenen Schillerturnhalle mit ihren Fans im Rücken perfektionierten die fünf Turnerinnen schließlich am Samstag in der Sporthalle der Schillerschule den Titel als Oberliga-Meisterinnen.
„Es war einfach ein klasse Tag für uns. Unsere ganzen Fans haben sich mit uns gefreut. Vor allem am Schwebebalken und am Boden haben wir die Unterstützung von den Rängen deutlich gespürt. Sie haben mitgefiebert und uns super angefeuert. Das hat Spaß gemacht und uns einen zusätzlichen Antrieb gegeben“, sagte uns Vivien Müller nach dem Wettkampf.
Da das Einturnen laut ihr „holprig“ verlief, sei sie zu dem Zeitpunkt skeptisch gewesen, ob alles so klappt, wie geplant. Aber spätestens am Sprung legten die Turnerinnen dann zu Beginn gut vor. Jule Weiß zeigte dort einen hohen gebückten Tsukahara in den Stand. „Am Stufenbarren haben wir heute unsere beste Saisonleistung gezeigt. Wir haben an dem Gerät sehr sauber geturnt und viele wichtige Punkte gesammelt“, betonte Vivien Müller, die besonders Annika Weiß mit ihrem Bückumschwung in den Handstand sowie einen freien Konterflug und Saltovorwärtsabgang lobte.
Lara Weiß hatte am Zittergerät, dem Schwebebalken als erste Turnerin im Team einen holprigen Start. Damit war dem TVS klar, dass die anderen vier abliefern mussten. Vivien Müller: „Wir haben die Nerven behalten, diese kurze Drucksituation gut überstanden und uns gefangen“ – und das mit Ansage, denn allein am Schwebebalken erturnten sie sich mit deutlichem Abstand zu den sieben anderen Teams 49,45 Punkte. Allen voran brillierte Vivien Müller selbst. Sie präsentierte eine eineinhalbfache Kosakendrehung, ein „Menykelly“-Spreizsalto mit einer Verbindung in den Stand sowie eine fehlerfreie Sprungverbindung mit Durchschlags- und Spreizsprung. Mit dieser Leistung war schon vor dem letzten Gerät klar, dass die Spaichingerinnen auch den letzten Ligawettkampf gewinnen werden.
Am Boden durften die Sportlerinnen zum Abschluss nochmals vor der Tribüne und mit Musik ihre einstudierte Choreographie mit akrobatischen und gymnastischen Elementen ihren Fans präsentierten. „Es war für uns ein entspannter Abschluss, den wir sogar genießen konnten. Dennoch waren wir auch dort nochmals fokussiert und konzentriert und haben eine sehr gute Leistung abgeliefert“, so die erfahrene Turnerin. Vor allem ihre Schwester Cynthia Müller wusste mit einer Akroverbindung, einer Radwende mit Strecksalto rückwärts, sicheren Ausführungen sowie hohen Sprüngen und mehr zu überzeugen.
Mit einer erturnten Gesamtpunktzahl von 185,60 Punkten stand der TV Spaichingen schließlich erneut ganz oben auf dem Podest und ließ sich den Titel als Oberligameister nicht mehr nehmen. Der Sieg stellte zudem erneut einen sicheren ersten Platz dar, denn die KTV Hohenlohe folgte mit deutlichem Abstand auf Platz zwei mit insgesamt 178,10 Punkten. Zudem kamen die drei besten Vierkämpferinnen mit Vivien Müller, Jule Weiß und Annika Weiß, allesamt vom TV Spaichingen.
Die Turnerinnen feierten schließlich in der Sporthalle der Schillerschule mit ihrem verletzten und jüngsten Teammitglied Stefanie Sauter ihren verdienten Meistertitel. Aber: Aufgestiegen in die Regionalliga sind sie deswegen noch nicht. Dazu müssten sich die Spaichingerinnen auch bei einem Aufstiegsturnier im Herbst unter anderem gegen die Meister aus den anderen süddeutschen Bundesländern durchsetzen.
Aber nicht nur die sportliche Hürde müsste der TV Spaichingen für eine Teilnahme in der Regionalliga nehmen. Fakt ist: Bisher turnte der TVS unter dem Dach des Schwäbischen Turnerbundes, der bis zur Oberliga reicht. Die Regionalliga gehört allerdings zur Deutschen Turnliga und dort gibt es weitere Vorgaben neben der sportlichen Leistung, wie Vivien Müller weiß: „Die Kosten in Form der Startgebühr sind in der Regionalliga deutlich höher. Außerdem müssten wir zwei Kampfrichter stellen. Bisher hat es uns gereichet, wenn wir unsere Kampfrichterin Lea Müller mit B-Lizenz gestellt haben. In der Regionalliga wird zusätzlich noch ein A-lizensierter Kampfrichter verlangt, den wir aktuell nicht haben. Zudem sind es nicht mehr wie bisher drei, sondern vier Wettkämpfe pro Saison, die über das ganze Jahr verteilt sind.“ Da die Spaichinger aber nur ein kleines Team und somit dünn besetzt sind, dürfte sich über die gesamte Regionalliga-Saison hinweg nahezu niemand verletzen, da sie aktuell keine Ersatzleute zur Verfügung haben.
Der TV Spaichingen muss nun somit eine schwierige und gut durchdachte Entscheidung treffen: „Wir haben uns schon vor Wochen eigentlich festgelegt gehabt, dass wir an dem Aufstiegsturnier nicht teilnehmen werden. Allerdings sind wir aktuell doch wieder am überlegen, ob wir dort antreten sollen. Wären wir tatsächlich erfolgreich im Aufstiegsturnier, bräuchten wir dann definitiv die Unterstützung eines starken Sponsors an unserer Seite, um allein die Startgebühr für die Regionalliga finanziell stemmen zu können“, weiß Vivien Müller.
Fest steht: Der TVS muss in den nächsten Wochen diese Entscheidung treffen, denn Anmeldeschluss für das Aufstiegsturnier ist im September.